Zuallererst möchte ich betonen, dass ich weder Politikerin noch Journalistin bin und auch sonst nicht viel am Hut habe mit politischen Themen. Doch das Thema Feminismus ist heutzutage allgegenwärtig, und man bekommt es einfach mit – und das ist auch gut so! Dennoch gibt es einige Aspekte bei diesem Thema, die mich immer wieder etwas nachdenklich stimmen. Das hat nichts mit dem Thema Feminismus an sich zu tun, sondern mit dem Umgang damit. In diesem Blogartikel erläutere ich, warum, und weiß genau, dass ich mich damit vielleicht etwas weit aus dem Fenster lehne. Mir ist auch bewusst, dass sicherlich nicht jede*r meine Meinung teilt, und das ist auch völlig in Ordnung so.
Seit ich MANA-MIA gegründet habe und darüber erzähle, erhalte ich oft als ersten Reflex die Reaktion "Ist das so ein Feminismus-Ding?" Und ja, leider muss ich sagen, wenn jemand so reagiert, ist diese Person oft männlich... Auch werde ich seither oft nach meiner Meinung über das Thema Feminismus gefragt und merke immer wieder, wie sensibel gewisse Menschen (auch Frauen) auf dieses Thema reagieren. Daher beleuchte ich das Thema Feminismus in diesem Beitrag aus meiner eigenen, vielleicht auch mal aus einer etwas anderen Perspektive als üblich und weiß genau, dass ich mich damit auf Glatteis begeben könnte... (Aber no risk, nooo fuuuun!)
Als allererstes: Feminismus ist wichtig aus so vielen Gründen. Er ermutigt Frauen dazu, Frau zu sein, mit all ihren Facetten. Er ermöglicht Frauen, sich endlich als Frau besser kennenzulernen (tragisch, aber wahr: Ich habe erst vor einigen Jahren mit Ende 20 angefangen, mich intensiv damit zu beschäftigen, was es wirklich heißt "Frau" zu sein, da uns dies die männlich orientierte Gesellschaft früher einfach nicht vermitteln konnte – und ich glaube, es geht nicht nur mir so). Feminismus bringt Frauen näher zusammen, es können wundervolle Verbindungen entstehen. Er ermutigt Frauen, mutiger zu sein und für sich einzustehen, für sexuelle Selbstbestimmung zu sorgen, für die Chance auf mehr Bildung. Er bringt Unternehmen dazu, mehr Frauen in Führungspositionen einzustellen und gerechtere Löhne zu zahlen. Er bringt die Forschung dazu, Forschungsarbeiten vermehrt geschlechtsspezifisch zu machen. Er bringt mehr Rechte für Frauen, er bringt Chancengleichheit (oder zumindest ein Stückchen näher). Er führt dazu, dass das ganze System aus einer neuen Perspektive betrachtet wird und und und… Kurz gesagt: Feminismus gibt uns Frauen endlich eine Stimme.
Doch jetzt kommt mein erstes ABER: Feminismus betrifft nicht nur Frauen, er betrifft ALLE. Denn je mehr Chancengleichheit besteht, desto mehr können auch die Männer in ihrem Rollenbild entlastet werden. Denn in der ganzen Feminismus-Bubble wird selten darüber gesprochen, dass durchaus auch Männer unter dem Patriarchat leiden können. Sie verspüren möglicherweise den Druck, Karriere machen zu müssen, um die Familie zu ernähren. Anfangs 50 landen sie dann aber vielleicht in einer Midlife-Crisis, weil sie merken, dass sie sich nie verwirklichen konnten und nur dafür gearbeitet haben, um Frau und Kinder zu versorgen. Feminismus kann also auch Männern eine Chance auf völlig neue Perspektiven bieten. Es darf in der Gesellschaft durchaus angesehener werden, dass auch Männer zu Hause bleiben dürfen bei den Kindern und sich neue Familienmodelle entwickeln können, dass auch Männer sich beruflich und persönlich verwirklichen dürfen, ihren Träumen nachgehen können, etc. Je mehr Chancen die Frauen bekommen, desto mehr Druck kann meiner Meinung nach von den Männern genommen werden. Dies hat absolut nichts mit der Verweichlichung des männlichen Geschlechts zu tun, sondern ist schlicht und einfach nur der modernen Zeit angepasst und bietet somit für alle von uns neue Chancen und Perspektiven. Daher ist Feminismus so wichtig für uns alle, für Frauen, Männer und alle anderen.
Dennoch habe ich gemerkt, dass Feminismus – oder das, was im ersten Gedanken damit verbunden wird – manchmal auch negativ betrachtet wird. Ich selbst wurde sogar schon als „Feministin“ beschimpft. Dies hat mich zum Nachdenken gebracht. Über das Thema Feminismus, was Feminismus für mich ganz persönlich bedeutet und darüber, weshalb Feminismus einige Menschen so triggert.
Ich weiß, dass gerade das Wort „Feminismus“ bei Männern oft auf Ablehnung stößt oder belächelt wird. Und ganz ehrlich, ich kann es irgendwie nachvollziehen, auch wenn mich das natürlich extrem nervt.
Wie in so vielen politischen Themen gibt es auch im Thema Feminismus extreme Haltungen und dies ist meiner Ansicht nach das Problem. Versteht mich nicht falsch, Extreme sind gut, denn sie erregen Aufmerksamkeit für ein so wichtiges Thema. Für mich persönlich geht diese extreme Haltung jedoch teilweise zu weit. Denn dadurch, dass die Medien oft nur das „Extreme“ abbilden, hat der heutige Feminismus teils einen faden Beigeschmack erhalten. Diese extreme Aufmerksamkeitserregung lässt somit das Thema Feminismus teilweise ins Negative kippen, sodass ein unrealistisches Bild über die Haltung im Feminismus vermittelt wird und die Gesellschaft zum Teil sogar genervt reagiert, wenn man das Wort „Feminismus“ nur ausspricht. Ich kann gut nachvollziehen, dass diese extreme Haltung, die gewisse Feminist*innen vermitteln, für einige Menschen zu weit geht und leider das Gegenteil bewirkt – eben so, dass das Wort „Feministin“ sogar schon als Schimpfwort missbraucht wird.
Daher stehe ich Aussagen wie „the future is female“ oder „who run the world? Girls!“ auch etwas kritisch gegenüber. Bei meinem Verständnis von Feminismus ging es nie darum, dass Frauen besser sind als Männer oder darum, Frauen auf ein Podest zu heben. Es ging immer um Gleichstellung und ein Miteinander – nicht mehr, nicht weniger.
Wie eingangs bereits erwähnt: Dies ist meine ganz persönliche Meinung zum Thema Feminismus. Ich bin mir bewusst, dass dieses Thema von uns allen sehr individuell betrachtet wird und das ist auch gut so.
Die Welt würde ohne Frauen definitiv nicht funktionieren, aber genauso funktioniert die Welt nicht ohne Männer. Daher sollten wir uns gegenseitig unterstützen und am selben Strang ziehen, um Feminismus zu leben und Gleichberechtigung zu erreichen – auch wenn es noch ein langer Weg bis dahin ist…
Alles Liebe,
Rahel
PS: Auch wenn ich in diesem Blogbeitrag einfachheitshalber klar von Frauen oder Männern geschrieben habe, spreche ich damit alle Geschlechter an und möchte niemanden ausschliessen.
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